Er war selbst ein erstklassiger Läufer. Und noch heute interessiert sich Claus Beissner für die Leichtathletik. Am 17. April begeht das Mitglied des Vereins Hamburger Sportjournalisten seinen 90. Geburtstag.
Die Leichtathletik fasziniert ihn nach wie vor. „Selbstverständlich!“ lautet Claus Beissners Antwort auf die Frage, ob er dieses Frühjahr die Welt- und Europameisterschaften in der Halle verfolgt habe. Nur mit dem eigenen Sporttreiben klappt es bei ihm nicht mehr. Die Golfschläger hat er zuletzt vor mehr als einem Jahr benutzt, weil die Knochen nicht mehr mitmachen. „Ich war mal einer der schnellsten Sprinter im Norden. Heute muss ich überlegen, ob ich 100 Meter zu Fuß gehe.“

Mobil ist er trotzdem. „Das Auto ist mein Rollator“, schmunzelt der frühere norddeutsche Meister über 400 Meter. „Fahrten nach Hamburg habe ich mir zwar abgeschminkt, aber Ausflüge nach Lüneburg, Bergedorf oder Geesthacht schaffe ich immer noch.“ Claus Beissner wohnt mit seiner Frau Bruni in Lauenburg an der Elbe. „Wir können von zu Hause über den Fluss nach Niedersachsen schauen. Das hätten wir uns in Hamburg nie leisten können.“
Seit zehn Jahren ist er im Seniorenbeirat von Lauenburg aktiv. Zurzeit immer noch als Sprecher, doch damit soll bald Schluss sein. „Mit 90 möchte ich nicht mehr vor Publikum stehen und sprechen. Das sollen jetzt mal Jüngere übernehmen.“ Der Jubilar ist trotzdem immer noch ein aufmerksamer und interessierter Gesprächspartner. Die Berichterstattung „seines“ NDR verfolgt er regelmäßig und kritisch.
Von 1987 bis 2000 hat er im NDR den früheren Bereich „Sport Hörfunk“ geleitet und die Berichterstattung über Olympische Spiele, Fußball-Europameisterschaften und zahlreiche Leichtathletik-Großveranstaltungen als Teamchef der ARD organisiert und verantwortet. Junge Kolleg*innen wie Thomas Perlebach, Doris Schiederig, Britta Schnebel oder Kai Dittmann förderte er und ebnete ihnen den Weg für ihre Karriere in der ARD.
Dass sein Herz für die „Rothosen“ schlägt, das hatte Claus Beissner während seiner journalistischen Laufbahn stets verborgen
Gefragt nach einem Wunsch zum 90. Geburtstag kommt die Antwort: „Ich hoffe, dass ich noch den Aufstieg des HSV erlebe und das nicht nochmal sieben Jahre dauert. Denn ob ich das dann noch erleben würde…“ Diesen Satz lässt er unvollendet im Raum stehen. Auch wenn es mittlerweile mit dem Hören und dem Sehen nicht mehr so gut klappt und auch die Beine nicht mehr so wollen wie früher, im Kopf ist Claus Beissner hellwach. Er formuliert geschliffen, wie zu seiner Zeit am Mikrofon.
Und er überrascht: Denn dass sein Herz für die „Rothosen“ schlägt, das hatte Claus Beissner während seiner journalistischen Laufbahn stets verborgen. „Im Job habe ich mich immer zurückgehalten. Mir war immer wichtig, dass wir im NDR alle Vereine gleich und fair behandeln. Und da wäre es schlecht gewesen, wenn sich der Chef als Fan einer Mannschaft outet.“ Als Journalist genau zu beobachten, zu analysieren aber auch Distanz zu wahren, das war und ist ihm immer noch wichtig.
Text: Alexander Bleick // Aufmacherfoto: GES-Sportfoto/Annegret Hilse // Beissner-Foto: privat