Kolumne „Hardt und herzlich“ – Mir graust es

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Kolumne „Hardt und herzlich“ – Mir graust es

Künstliche Intelligenz, Virtual Reality und noch vieles mehr. Die Digitalisierung macht dies möglich. In den Medien wird Roboter-Journalismus ausprobiert. Noch ist die Qualität überschaubar. Doch das muss nicht so bleiben, urteilt VHS-Mitglied Andreas Hardt.

Anfang März standen sich in Hamburg der FC St. Pauli und der HSV gegenüber. Eine Partie, die durch die Tabellensituation an der Spitze der Zweiten Liga im Vorfeld in der Stadt noch mehr elektrisierte, als das bei diesem Lokalderby ohnehin immer der Fall ist.

Das schaffte auch überregionales Interesse. So sahen wir am 7. März auf der Sportseite einer überregionalen Tageszeitung aus Berlin online eine Vorschau. Da stand unter anderem: „Beide Teams gingen im Hinspiel mit einer Nullnummer auseinander. Hoffentlich haben die Zuschauer diesmal mehr Gründe zum Jubeln. Die Vorzeichen versprechen ein ausgeglichenes Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften.“ Ein Autoren- oder Agenturkürzel stand nicht darunter.

Nun wollen wir hier keine Stilkritik betreiben. Manche Texte mögen wir, manche nicht. Manche scheinen uns besser gelungen, andere gar nicht. So wie oben aber schreibt nicht einmal der untalentierteste Praktikant. Was also ist dies?

Irgendwann kommt dann der Verdacht, dass es sich um „Roboter-Journalismus“ handelt. Das spart Zeit und Arbeitskraft. Und bei einem Artikel, der frei im Internet zugänglich ist, ohne Bezahlschranke, scheint alles egal.

Maschinen schlagen menschliche Spieler

Dann fällt uns ein, dass es in Hamburg schon lange das Unternehmen „Sportplatz Media“ gibt, das mit einigem Erfolg eine „textengine“ anbietet. Da finden wir einen älteren Text über ein Spiel in der Landesliga: „Die Vorzeichen sprechen für ein ausgeglichenes Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften.“ Hmm.

Als vor etwa 40 Jahren die ersten Computer-Schachprogramme erschienen, dachte niemand, dass diese Maschinen menschliche Spieler jemals schlagen würden. Was für ein Irrtum! Mir graust es. Und nicht, weil Robotertexte so schlecht sind. Noch!

Aufmacherfoto: firo sportphoto/Augenklick

06.11.2019|Allgemein|