Kolumne „Hardt und herzlich“ – Unkritische Berichterstatter?

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Kolumne „Hardt und herzlich“ – Unkritische Berichterstatter?

Bei Fußballspielen kommt es leider immer wieder zu Randale. Fans, insbesondere die organisierten, haben deshalb einen schlechten Ruf. Tragen auch Journalisten dazu bei, weil sie ohne ausreichende Prüfung Mitteilungen der Polizei übernehmen? Das fragt sich unser Kolumnist und VHS-Mitglied Andreas Hardt.

Die „Braun-Weisse Hilfe“ ist ein Rechtshilfeprojekt von Fans für Fans des FC St. Pauli. Ausführlich schildert die Organisation aus ihrer Sicht die Vorfälle rund um das Auswärtsspiel der Hamburger am 4. November in Bielefeld. Etwa 250 St.-Pauli-Anhänger waren dort für rund sechs Stunden auf dem Bahnhofsvorplatz von Polizeikräften eingekesselt. Ihnen wurde laut Mitteilung „der Gang zur Toilette verwehrt“.

Die Versorgung mit Getränken und Speisen sei „erst nach fünf Stunden ermöglicht“ worden. Und: Minderjährige seien ohne Miteinbeziehung ihrer Erziehungsberechtigten „rechtswidrig festgehalten und kontrolliert“ worden.

Ausgegangen war diese Eskalation vom provozierenden Verhalten einiger Fans, die in der Eisenbahn geraucht, Beamte beleidigt, ihnen Rauch ins Gesicht geblasen und sich geweigert haben sollen, ihre Personalien anzugeben. Beamte seien laut Pressemitteilung der Polizei „unvermittelt körperlich und mit mitgeführten PVC-Stangen“ angegriffen worden.

Zudem konfiszierten die Beamten eine Vielzahl an Gegenständen, die auf enorme Gewaltbereitschaft schließen ließen. Die Behörden ermitteln gegen 22 Fans wegen Landfriedensbruch, Körperverletzung und Beleidigung. Die Täter gehören selbstverständlich verurteilt.

Der Verein kritisierte jedoch offiziell „den Einsatz von Pfefferspray in einem geschlossenen Zugwaggon durch die Polizei“ sowie das „stundenlange Einkesseln“ als „unverhältnismäßig“. Die „Braun-Weisse Hilfe“ rief „die Medien auf, die Pressemitteilungen der Polizei nicht unkritisch zu übernehmen. Diese Praxis führt zu einer Vorverurteilung und Kriminalisierung von Fußballfans.“

Ist da möglicherweise etwas dran?

Andreas Hardt arbeitet nach über 20 Jahren als Redakteur bei SID und dapd nun als freier Journalist in Hamburg. Das Aufmacherfoto stammt von sampics Photographie/Augenklick.

29.01.2019|Allgemein|