Er war einer der angesehensten Sportreporter in Hamburg und prägte die Berichterstattung des Abendblattes. Nun ist Hermann Rüping 96-jährig verstorben. Hier verabschiedet sich Wolfgang Golz mit einem persönlichen Nachruf.
Am Ende ist die Stimme von Hermann Rüping dünner geworden, ab und zu etwas brüchig. Bei einem Menschen jenseits der 90 nicht ungewöhnlich. Doch geblieben ist bis zum Schluss sein Lächeln. Dieses freundliche Gesicht war Hermann Rüpings sichtbarer Ausweis sein langes Leben lang. Es signalisierte Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Zuneigung – und Achtung für jeden. Er musste keine Berühmheit sein. Empathie wird das heute gerne genannt. Jetzt ist er mit 96 Jahren gestorben.

Einen zornigen Gesichtausdruck, einen Zornesausbruch gar – niemand erinnert sich daran. Hermann Rüping war die Gelassenheit schlechthin in einem Beruf der vielen Aufgeregten. Selbst in Chaos-Momenten in aufwühlenden Redaktionsstunden hatte er die Ruhe weg. Dann rückte er seine Brille zurecht, und es ging mit Gelassenheit weiter. Wer solch einen Chef hat, sitzt in einem sicheren Boot.
Hermann Rüping stieg von den Kasseler Bergen – Autofahrer kennen die nervige Strecke von Nord nach Süd und umgekehrt – herab und landete zunächst an der Küste in Lübeck. Von dort war es nach Hamburg nicht weit, wo das Abendblatt über vier Jahrzehnte sein Herzblatt wurde. Als Redakteur, als Sportchef, als Leiter der Sport-Regionalausgaben. Selbst nachdem er in Rente gegangen war, ließ ihn sein Traumberuf nicht los. Er frischte die Texte für den Verein von nebenan auf.
Von vier Olympischen Winterspielen berichtete Hermann Rüping. Und es wären sicher mehr geworden, hätte er sich in die Verantwortung nehmen lassen. Am liebsten schrieb er darüber, wenn die Fäuste flogen – vom Boxen. Und wenn gerannt, gesprungen oder geworfen wurde – Leichtathletik eben. Eine weitere Leidenschaft trieb ihn: jungen Kollegen eine Chance zu geben. Ich wechselte 1976 in seine Redaktion. Ich kam als grobmotorischer Textschnitzer von BILD. Er ließ mir die Zügel frei und legte gewisse Talente frei. Und so gelang mir gelegentlich ein Text, der Hermanns Lächeln verdiente.
Dieses Lächeln zeigte immer dann eine besondere Variante, wenn er von seinen geförderten Talenten sprach: „Es waren einige Edelfedern dabei.“ Dabei hat er nie für sich in Anspruch genommen, er sei es gewesen, der schlichte Federn veredelt hat. Das wäre ihm zu prahlerisch gewesen. Ich erinnere mich gerne an die Zeit bei Hermann Rüping – mit einem Lächeln. Danke, Hermann.
Text: Wolfgang Golz // Rüping-Foto: privat // Box-Foto: GES-Sportfoto/Markus Gilliar