Werner Langmaack wird 75 – Freiheitsliebender mit mutigen Fragen

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Werner Langmaack wird 75 – Freiheitsliebender mit mutigen Fragen

Sylt ist Werner Langmaacks Leidenschaft. Auch der sogenannte „kleine Sport“ hat es dem überzeugten Freelancer angetan. Am 15. September wird das Mitglied des Vereins Hamburger Sportjournalisten 75 Jahre alt.

Wer sich mit Werner Langmaack auf einen Kaffee verabreden möchte, muss im Sommerhalbjahr meist eine kleine Reise auf sich nehmen. Diese führt einen immerhin zu einem der schönsten und beliebtesten Ziele des Landes – nach Sylt. Nun steht Langmaack ganz sicher nicht im Verdacht, der Schickeria auf dieser „Insel der Schönen und Reichen“ anzugehören. Vielmehr ist er der lebende Beweis dafür, dass auch „Normalos“ auf Sylt urlauben und leben. Statt mit irgendeiner Protzkarre reist er grundsätzlich entspannt mit der Bahn aus seiner Heimatstadt Hamburg nach Westerland. Vor Ort geht er zu Fuß oder nimmt das Fahrrad. „Ich habe nie einen Führerschein und daher auch kein Auto besessen“, verrät er.

„Ich habe Sylt in den Urlauben mit meinen Eltern kennengelernt“, berichtet Werner Langmaack über die Ursprünge seiner Liebe zur Insel mit der einzigartigen und immer wieder aufs Neue faszinierenden Landschaft. Später war er mal für ein halbes Jahr in der Nordseeklinik auf Sylt beschäftigt – als „Arbeiter“, wie es schlicht formuliert im Vertrag stand. Irgendwann reifte der Entschluss, sich ein kleines Feriendomizil zuzulegen. „Das Apartment liegt im Elendsviertel von Westerland“, sagt Werner Langmaack schmunzelnd. „Als ich es 1991 gekauft habe, hatte ich das Glück, dass so kurz nach der Wende viele in Immobilien in den neuen Bundesländern investiert haben“, erzählt er. So war der Traum von einer kleinen Wohnung auf Sylt auch für einen freiberuflich tätigen Sportjournalisten noch erschwinglich (Sylt-Foto: firo sportphoto/augenklick).

Am 15. September wird Werner Langmaack nun 75 Jahre alt und freut sich angesichts der förmlich explodierten Immobilienpreise gerade auf Sylt über seinen Kauf vor nunmehr 30 Jahren. Zudem blickt er zurück auf ein spannendes und vielseitiges Berufsleben als Journalist. „Das war schon als Schüler mein Traumberuf“, erzählt er. Doch zunächst war ihm der Weg dahin noch verbaut. „Weil ich kein Abitur hatte, habe ich eine Lehre als Versicherungskaufmann absolviert“, berichtet Langmaack, der schon sehr bald erkannte, dass er für einen reinen Schreibtischjob einfach nicht geschaffen ist.

„Die Einführung des Bafög hat es mir dann nach vier oder fünf Jahren ermöglicht, über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen und zu studieren“, sagt er. Bald fand er beim Norddeutschen Rundfunk den Einstieg in den Sportjournalismus. Sein erster größerer Beitrag war eine Reportage über ein Bundesranglistenturnier jugendlicher Ringer. „Es hat mir von Anfang an und bis heute immer sehr viel Spaß gemacht, über Sportarten zu berichten, die nicht so sehr im Fokus stehen. Meist sind gerade diese viel spannender, als man gemeinhin denkt. Zudem gibt es dort so viele interessante Menschen“, sagt Langmaack.

Von Anfang an hatte es ihm der einstmals in Hamburg blühende Trabrennsport angetan. „Weil ich mich dort auskannte, wurde ich auch zum Spring- und Dressurreiten geschickt. Das hat zwar auch mit Pferden zu tun, es sind aber völlig andere Sportarten als Trab- oder auch Galopprennen“, sagt Langmaack, der sich aber auch hier einarbeitete und so zum gefragten Experten wurde. Auch Boxen und Tennis, später auch Radsport und Triathlon gehörten zu seinem Portfolio – und nicht zuletzt die lokale Sportpolitik.

Neben dem NDR war Langmaack in seiner langen Karriere auch für den Privatsender Radio 107, bei dessen Aufbau er schon mitwirkte, für das Hamburger Abendblatt, die Hamburg-Ausgaben der Welt und Welt am Sonntag, für die Szene Hamburg und das Magazin Prinz tätig. „Ich war immer Freiberufler, weil ich nie in der Pflicht stehen wollte, jeden Tag am Arbeitsplatz zu erscheinen“, sagt er. Das waren wohl die Nachwehen seiner Zeit als Versicherungskaufmann. Sogar einen vorliegenden Vertrag als Sportchef von Radio 107 unterschrieb er aus diesen Gründen nicht (Cover-Abbildung Schulte-Biografie: Verlag Die Werkstatt).

„Am Fußball kommt man als Sportjournalist natürlich nicht vorbei“, sagt Langmaack. Dabei war ihm der FC St. Pauli immer viel näher als der lange Zeit so große und erfolgreiche HSV. Dabei verantwortete er die Stadionzeitung Millerntor-Magazin, schrieb Bücher über den FC St. Pauli und fertigte zusammen mit dem früheren Trainer, Manager und Sport-Geschäftsführer Helmut Schulte die Biografie über dessen „Drei St.-Pauli-Leben“. Später schrieb Langmaack auch ein Buch über Sylt und eines, als ganz besondere Herzensangelegenheit, über die Hamburgische Bürgerschaft.

Erst kürzlich hat sich Werner Langmaack entschieden, seine freiberufliche Tätigkeit als Journalist auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. „Die Einschränkungen und Ausfälle durch die Corona-Krise haben es mir auch ein wenig erleichtert, etwas Abstand zu gewinnen“, hat er erkannt. „Sonst wäre es mir wohl schwerer gefallen loszulassen.“

Sein Markenzeichen waren immer kreative und mutige Fragen bei Pressekonferenzen. Die Kollegen, die damals dabei waren, amüsieren sich noch heute darüber, dass Langmaack nach einem 0:0 des FC St. Pauli gegen Arminia Bielefeld im ersten Saisonspiel 2015/2016 Trainer Ewald Lienen ohne Umschweife fragte: „Wir kann es eigentlich sein, dass Ihre Mannschaft in der letzten Viertelstunde so aus dem Leim gegangen ist?“. Selten hat man den sonst nie um Worte verlegenen Lienen derart verdutzt und für einen Moment sprachlos erlebt.

Auch mit jetzt 75 Jahren wird Werner Langmaack ein aufmerksamer, kritischer und meinungsstarker Beobachter vor allem des Hamburger Sportgeschehens bleiben. Das ist nämlich auch in den Dünen und am Strand von Sylt möglich – nur eben etwas entspannter.

Text: Carsten Harms / Aufmacherfoto: Thorsten Baering

15.09.2021|Allgemein|