Seine berufliche Laufbahn war überaus vielseitig. Werner Köster wirkte als Journalist, Veranstalter und Manager. Unter anderem Franziska van Almsick profitierte von seinen Vermarkter-Talenten. Nun ist das Mitglied des Vereins Hamburger Sportjournalisten gestorben. Köster wurde 76 Jahre alt.
Es war ein Berufsleben der Virtuosität. Eigentlich war Werner Köster ein leidenschaftlicher Sportjournalist. Als er dort in einer Art „Olymp“ angekommen war, avancierte er Anfang der 1990er-Jahre zum Berater und Vermarkter erfolgreicher Sportler. Es war zwar kein Beruf, aber Werner Köster wurde auch zum Steigbügelhalter zahlreicher Karrieren junger Menschen. Er hatte ein Gespür für Talente. Nicht erlernbar, eben naturgegeben.
Heute wäre das nicht mehr möglich: Werner Köster, geboren am 24. Dezember 1945, war Gründungs-Chefredakteur der Sport-Bild. Zeitgleich aber blieb er auch Ressortleiter der Sport-Bundesredaktion der Bild, die damals noch in Hamburg angesiedelt war. Über diese Zeit ranken sich viele Geschichten mit dem Sauerländer Eisenbahner-Sohn. Die folgende stimmt, seine Tochter Kristina hat sie dem Verfasser beim Telefonat zwei Tage nach seinem Tod bestätigt.
Ihr Vater hatte sich in unmittelbarer Nähe des Springer-Hauses ein Hotelzimmer gemietet. Weil sich sein Leben (harmlos formuliert) in dieser Zeit auf die beiden Jobs fokussierte. Als er nach geraumer Zeit wieder einmal zur Familie nach Reinbek kam, hatte Ehefrau Rita das Haus weitgehend umgebaut. Er nahm das stoisch – wie so vieles. Den eher schweigsamen Mann aus dem Bindestrich-Ort Neheim-Hüsten erschütterte wenig. Vor allem keine Namen.
In seiner großen Zeit bei der Bild-Gruppe wurden zum Bespiel Franz Beckenbauer, Boris Becker und Max Merkel an das Boulevardblatt gebunden. Wer mit ihm zusammen arbeitete, der traf auf einen Perfektionisten mit unglaublicher Detailfreude. Was ihn nicht davon abhielt, ellenlange Texte auf zwei wesentliche Sätze zu redigieren. Wenn nötig, auch auf nur einen Satz.
Um 1990 herum endete die Köster-Zeit bei Springer. Als Finale organisierte er am 27. März 1990 in Dresden das auf Sat.1 live übertragene Fußballspiel einer deutsch-deutschen Mannschaft gegen eine Welt-Elf. Bundeskanzler Helmut Kohl erschien Sekunden vor dem Anpfiff, schritt ohne Absprache auf den Rasen. Dort stellte ihm Fritz Walter (den kannte er) die Mannschaften vor.
Werner Köster saß derweil mit Gunther Emmerlich beim Radeberger Pils. Der Bass der Semperoper und TV-Entertainer hatte zum Auftakt bei strömendem Regen als „August der Starke“ kostümiert im Sattel eines Pferdes (ein Sturz auf den Holzbohlen wurde mit Mühe verhindert) das Dynamo-Stadion kurzerhand wieder in Rudolf-Harbig-Stadion umgetauft.
Um das Fußballspiel herum hatten Köster und das bis heute verbundene 24-Stunden-Team weitere unzählige Veranstaltungen organisiert. Von Dresden reiste die Truppe nach Hoppegarten und organisierte den bis heute legendären deutsch-deutschen Renntag auf der nicht minder legendären Rennbahn.
Beim Springer-Verlag war für Werner Köster zu diesem Zeitpunkt alles ausgereizt. Es folgte der Wechsel zur Dresdner Morgenpost und zum Berliner Kurier. Auf der alten Schreibmaschine des Kollegen Hans-Rolf „Burt“ Bacharach wurde im Verlagsgebäude am Alexanderplatz ein erster Vertrag mit den Eltern der damals 15-jährigen Franziska van Almsick verfasst.
Werner Köster hat sie zu einer bis heute hoch geschätzten „Marke“ geformt. Mit seinen nach der Journalisten-Zeit gegründeten Medienunternehmen in Hamburg und Berlin folgten (um nur die bekanntesten Namen zu nennen) Jens Weißflog, Danny Ecker, Isabell Werth, Claudia Pechstein, Tanja Szewczenko und als ein besonderes Vermarkter-Kunststück die Boxerin Regina Halmich. Vielen Leichtathleten (seiner Kernsportart) und Schwimmern hat er in nimmermüdem Einsatz Verträge vermittelt.
Es wurde in den letzten Jahren (auch gesundheitsbedingt) sehr ruhig um Werner Köster. Mit Ehefrau Rita ist er nach Ratzeburg gezogen. Und nach ihrem Tod übersiedelte er in eine Senioren-Residenz nach Hamburg-Harburg. Dort ist er am 8. September 2022 im Alter von 76 Jahren verstorben.
Text: Klaus Göntzsche – Fotos: privat und firo sportphoto/augenklick